Bei dieser Atemform bewegt sich der Atem ruhig zentrierend in der Herzregion und wird vom Übenden auch häufig so erlebt. Der Übende erlebt eine Verinnerlichung und ein natürliches Empfinden einer Ordnung. Er kommt zu einem klaren Erleben von dem, was ausserhalb von ihm ist und von dem, was er selbst ist, was sein eigener Stand ist. Diese Ruhe und Ordnung im Erleben, so wie in der Atmung, führt über eine günstige Entspannung zu einer Kräftigung des Herzens.
Weiterhin wirkt durch die unmittelbare Nachbarschaft von Lunge und Herz jede Atemqualität unmittelbar auf das Herz. Eine feine, eher innigliche Atmung kräftigt das Herz, wogegen eine eher harte und oberflächliche Atmung das Herz herabschwächt.
Die feine Herzatmung wirkt weiterhin sehr günstig bei nervösen Herzbeschwerden, wie bei Unregelmässigkeiten des Herzrhythmus und bei Herzängsten.
Atemübung
Bei dieser Übung, die zum Erleben der Herzqualität führt, wird mit der Atmung direkter gearbeitet. In dieser kann der Übende entweder im Stehen oder im Liegen seine Aufmerksamkeit auf den Brustraum lenken mit der Vorstellung, dass sich der Atem zwischen einem Innen- und Aussenraum bewegt. Diese Vorstellung die einer Wirklichkeit entspricht, fördert eine ruhige Ordnung im Herzbereich. Man könnte auch mit einer weiteren Vorstellung arbeiten, dass die Atmung in einer ruhigen und klaren Verteilung in der Mitte erlebt wird.
Diese Körper- und Atemübungen können auch ergänzend zu anderen Therapiemaßnahmen hinzugenommen werden.
Körperübung
Die folgende Übung, der Baum (tadasana) ist zur Entwicklung der Mittenatmung gut geeignet, da bei ihr gerade die ruhige, zentrierte Ordnung in der Mitte steht.
Im Baum steht der Mensch mit offenen Augen und einem Blick nach aussen sehr aufrecht auf einem Bein. Er steht wach und aufmerksam der Aussenwelt gegenüber. Auch die weit in den Raum gerichteten Arme drücken ein klares und geordnetes Verhältnis zur Umgebung aus (siehe Randzeichnung, 1. Phase). Dieses klare und geordnete Verhältnis beruhigt und zentriert den Atem in der Region des Herzens. Dies drückt sich sehr schön in der folgenden zentrierenden Armgeste aus (2. Phase). Die Unruhe im Bewusstsein weicht und das Herz wird entlastet und gestärkt.